Der alte Mann und die Hoffnung der Gläubigen

 

Rolf  Müller

 

Das Neue Testament ist von der Hoffnung auf den Himmel bestimmt. Es will unsere Aufmerksamkeit vom Irdischen auf das Himmlische lenken. Es will uns himmlisch gesinnt machen. Es stellt die Herrlichkeit des Himmels der bald vergehenden Eitelkeit dieser Welt entgegen.

 

Christen sind  in  der Welt, aber nicht  von  der Welt. Der Herr Jesus hat sie aus der Welt herausgewählt. Ihre Hoffnung richtet sich aufs himmlische Vaterhaus. Sie haben eine himmlische Berufung. Sie werden einmal für immer beim Herrn sein.

 

Heute wird bei vielen Christen die himmlische Hoffnung durch irdische Pläne verdrängt. Sie sind damit beschäftigt, sich Schätze auf Erden zu sammeln. „Seid ihr nun mit Christus auferstanden, so sucht nach dem, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist.“ (Kolosser 3, 1-2).

Unsere Hoffnung soll auf unsere ewige Heimat im Himmel gerichtet sein. Diese Haltung ist nicht weltfremd. Wir wissen um die Vergänglichkeit in diesem Leben. Christus hat uns viel Größeres verheißen als Häuser, Autos und Geld. Er schenkt uns Brüder und Schwestern in der Familie Gottes. Er schenkt uns Segnungen mitten in der Verfolgung.

 

Der alte Mann weiß nicht, ob der Herr noch zu seinen Lebzeiten kommt. Aber er weiß, dass seine Zeit in Gottes Händen liegt. Einmal endet unser irdisches Leben. „Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? Oder was kann der Mensch geben, womit er seine Seele auslöse?“ (Matthäus 16, 26).

 

Wir können nicht gleichzeitig für diese Welt und für die kommende Welt leben. Lassen wir uns doch nicht den Blick vernebeln! Wenn wir den Himmel nicht im Blick haben, könnte es uns den Himmel kosten.

 

Die wichtigste Aufgabe der Christen auf dieser Erde ist es, Gott zu ehren und die Verlorenen für Christus zu gewinnen. Sie müssen mit dem Evangelium vertraut gemacht werden. Wer soll es ihnen sagen, wenn nicht wir? Es gibt ein zu spät! Für viele heutige Christen ist der Himmel ein Ort, wo sie zwar gerne hin möchten, aber noch nicht jetzt. Es gibt doch noch so viele Pläne! Man ist noch nicht bereit. Es gibt doch noch so viel zu erledigen! Gott wird von unserem Ich verdrängt.

 

Lieben wir Gott von ganzem Herzen? Von ganzer Seele und von ganzem Gemüt? Ist der Herr Jesus unser Ein und Alles geworden? Oder lieben wir unsere Vergnügungen mehr als Gott?

Der Herr Jesus Christus hat für alle Ewigkeit Ja zu uns gesagt. Er will, dass wir das gleiche Ja auch zu ihm sagen. In der Ewigkeit werden Glauben und Hoffen durch das Schauen abgelöst werden. Die Liebe wird bleiben.

 

Dem Ziele zu! Es naht die Stunde,   

da wir dich sehn, dem wir geglaubt.

O selges Wort, gewisse Kunde,

dass nichts aus deiner Hand uns raubt!

Ob Sonnenschein, ob Sturmeswehn,

bald werden wir dich droben sehn.

  

Bis hin zum Ziel, du hast´s versprochen,

willst du, o Jesus, bei uns sein.

Nie hast du je dein Wort gebrochen;

du bleibst bei uns, denn wir sind dein.

Ja, du wirst immer mit uns gehn,

bis wir dich, Jesus, droben sehn.

 

Bis hin zum Ziel: Der Erde Leiden,

sie sind nicht wert der Herrlichkeit,

die an uns wird in ewgen Freuden

dort offenbar nach kurzer Zeit.

Schnell wird die Nacht vorübergehn;

der Morgen naht, da wir dich sehn.

 

Bis hin zum Ziel, die Zeiten schwinden;

der Glaube siegt in Kampf und Streit.

In dir ist Kraft zum Überwinden,

du trägst durch jede Schwierigkeit.

So lass in deiner Kraft uns gehn,

bis wir  dich, Jesus, ewig sehn.

 

(Wilhelm Johann Georg von Viebahn d. J.)