Der alte Mann und die Auferstehung Jesu.
(Johannes 20).
Rolf Müller
Der Herr ist wahrhaftig auferstanden! Kreuz und Auferstehung sind der große Wendepunkt der Weltgeschichte. Nun muss alles gut werden, weil Jesus auferstanden ist!
Der Apostel Paulus gibt zu bedenken: Ohne Auferstehung wäre unser Glaube vergeblich. Ohne Auferstehung wären wir noch in unseren Sünden. Wir wären die elendesten unter allen Kreaturen. Nun aber ist Christus auferstanden!
Zweifler behaupten, die Berichte über die Auferstehung in der Bibel seien widersprüchlich und deshalb unglaubwürdig. Auch dem alten Mann ist aufgefallen, dass es Unterschiede in den Osterberichten der Evangelien gibt. Das betrifft die Zahl der Frauen und der Engel am Grab und den ganzen Ablauf des Geschehens.
Der alte Mann erklärt sich das so, dass jeder Evangelist das beschreibt, was ihm aus seiner jeweiligen Sicht wichtig ist. Das ist ein Zeichen, dass die Berichte wahr sind. Verdächtig wäre es, wenn die Autoren alles völlig in Einklang gebracht hätten. So ergibt sich aus den unterschiedlichen Berichten das Gesamtbild. Sie haben keine Harmonisierung versucht, weil die Fakten stimmen.
Den alten Mann beeindruckt, dass auch bei einem so gewaltigen Ereignis wie der Auferstehung die Bibel nicht weitschweifig wird. Johannes berichtet knapp und konkret.
Der Ostermorgen beginnt mit einem Schock und einer tiefen Enttäuschung. Der Stein vom Grab ist weggewälzt. Das Grab ist leer. Der Leichnam Jesu fehlt. Die Frauen erzählen es den Jüngern.
Petrus und Johannes laufen zum Grab. Sie schauen sich um. Der alte Mann merkt, wie das in allen Einzelheiten geschildert wird. Das schreibt einer, der selbst dabei war, ein Augenzeuge. Ein Leichenraub ist ausgeschlossen. Warum sollte der Leichnam Jesu aus den Leinentüchern ausgewickelt worden sein? Warum wurden die Tücher so ordentlich hinterlassen? Tatsache ist, das Grab ist leer. Der beigesetzte Jesus fehlt. Johannes geht nach Petrus in die Grabhöhle. Dann steht der Satz: Er sieht und glaubt.
Nicht ein Mensch hat hier eingegriffen. Das Grab ist leer, weil Gott eingegriffen hat.
Da gingen die Jünger wieder heim. Es ist ein Morgen der Enttäuschung, der Ratlosigkeit, aber auch der ersten Glaubensahnung. Noch immer ist Ostern ein dunkles Rätsel.
Maria steht am Grab und weint. „Sie haben meinen Herrn weggeschafft und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben!“ Da begegnet ihr der Auferstandene. Sie hält ihn zunächst für den Gärtner. Dann erkennt sie den Herrn.
Der alte Mann spürt in diesen Versen die Gewalt dieser Begegnung noch heute. Er spürt, so hat Maria es erzählt und so hat es Johannes aufgeschrieben. Jesus sagt zu ihr: „Maria!“ Dieses Wort verändert alles. Maria erkennt ihn an der Stimme. Jesus hatte ja in seiner Hirtenrede gesagt: „Meine Schafe hören meine Stimme!“ Jesus sagt ihr: „Geh aber hin zu meinen Brüdern!“ Es ist das erste Mal, dass Jesus seine Jünger „Brüder“ nennt.
Maria geht und verkündigt den Jüngern: „Ich habe den Herrn gesehen!“ Mit dieser schlichten Aussage beginnt eine neue Welt. Der Tod hat nicht mehr das letzte Wort. Jesus hat ihn überwunden. Jesus Christus ist durch! Er hat die Fesseln des Todes zerrissen! Für uns ist jetzt der Weg zum ewigen Leben frei. Die Auferstehung Jesu ist das Unterpfand auch unserer Auferstehung.
Jesus lebt, mit ihm auch ich!
Tod, wo sind nun deine Schrecken?
Er, er lebt und wird auch mich
von den Toten auferwecken.
Er verklärt mich in sein Licht;
das ist meine Zuversicht!
Jesus lebt, wer nun verzagt,
lästert ihn und Gottes Ehre.
Gnade hat er zugesagt,
dass der Sünder sich bekehre.
Gott verstößt in Christus nicht,
das ist meine Zuversicht.
Jesus lebt, nun ist der Tod
mir der Eingang in das Leben.
Welchen Trost in Todesnot
wird er meiner Seele geben,
wenn sie gläubig zu ihm spricht:
„Herr, Herr, meine Zuversicht!“
(Christian Fürchtegott Gellert).