Der alte Mann und die attraktive Gemeinde

 

Rolf Müller

 

Wir brauchen anziehende und attraktive Gemeinden! Die Veranstaltungen müssen so ausgerichtet sein, dass sich Fernstehende wohlfühlen. Alles, was sie vor den Kopf stoßen könnte, muss vermieden werden. Der Unterhaltungswert eines Gottesdienstes muss unbedingt gewährleistet sein.

 

Solche Thesen sind heute in vielen Gemeinden ein Muss! Dem alten Mann fällt auf, dass die Anbetung Gottes und eine intensive Schriftauslegung in den Hintergrund treten. Das wird als unbrauchbar und hinderlich betrachtet. Viel wichtiger ist es, „Außenstehenden“ mit Spaß und Aktion die Schwellenangst zu nehmen. Dabei scheut man sich nicht, die von der Bibel genannte enge Pforte breiter zu machen. Durch diesen Trend werden heute ganze Gemeinden umgekrempelt.

 

Der alte Mann hat im Neuen Testament nach attraktiven Gemeinden für „Außenstehende“ gesucht. Er hat keine gefunden. Im Gegenteil: Es kam eine große Furcht über alle, die es hörten. (…) Von den übrigen aber wagte keiner, sich ihnen anzuschließen. (Apg. 5, 5+13). Das klingt nicht nach „Wohlfühlen“. Wenn Menschen gerettet werden, dann geschieht das durchs Handeln Gottes und nicht durch attraktive Gottesdienste. (Apg. 5,14).

 

Das Anliegen der Gemeinde soll sein, Christus zu gefallen. Für ihn soll die Gemeinde „attraktiv“ sein. Eine Gemeinde, die nur das oberste Ziel hat, stets für Außenstehende attraktiv zu sein, bricht geistlich gesehen ihrem Herrn die Treue. Was heute gebraucht wird, sind keine neuen Konzepte für benutzerfreundliche Gemeinden. Wir brauchen dringend eine intensive Beschäftigung mit der Bibel. Wir brauchen geöffnete Augen, das Wesen der Gemeinde zu verstehen. Nur wenn die Gemeinde allein auf Christus ausgerichtet ist, ist geistliches Wachstum möglich.

 

Dem alten Mann ist klar: Das oberste Ziel der Gemeinde ist, Christus zu verherrlichen. Natürlich hat der Herr seiner Gemeinde auch einen missionarischen Auftrag gegeben. Es geht um eine klare Verkündigung des Evangeliums. Evangelisation darf nie zu einer Anpassung des Gemeindelebens an Außenstehemde führen. Das wird sonst unweigerlich eine Veränderung des Evangeliums mit sich bringen.

 

In der Gemeinde sollen die einzelnen Glieder auferbaut und zum Zeugnis für Christus ausgerüstet werden.

„Es wäre etwas sensationell Neues, wenn die Christen endlich anstatt nach neuen Wegen und neuen Methoden Ausschau zu halten, endlich einen neuen Gehorsam praktizieren würden.“

 

Der alte Mann liest in 2. Tim. 3,15, dass die Gemeinde als Pfeiler und Grundfeste der Wahrheit bezeichnet wird. Die Gemeinde spiegelt die Heiligkeit Gottes wider. Dadurch wird ihre Zeugniskraft gestärkt. Das Geheimnis der Salzkraft besteht nicht in Anpassung und Anbiederung. Es besteht im geistlichen Profil und in der Andersartigkeit. Das Leben der Gemeinde Jesu besteht aus einem Kontrastprogramm zur Welt.

Wenn die Gemeinde sich der Welt gleichstellt, geht ihre Vollmacht verloren. Es besteht die Gefahr, dass nicht die Welt für die Gemeinde gewonnen wird, sondern dass die Gemeinde zur Welt wird. Die Gemeinde soll sich nicht an der Welt, sondern nach Jesus Christus ausrichten. Ihn zu verherrlichen, anzubeten, seinem Wort gehorsam zu sein, soll das größte Anliegen der Gemeinde Jesu sein. Eine Gemeinde, die attraktiv für Christus ist, leuchtet als Licht in die Finsternis unserer Zeit.

 

Es ist in keinem andern Heil, 

kein Name sonst gegeben,

in dem uns Gnade wird zuteil 

und Fried und ewges Leben,

als nur der Name Jesus Christ,

der selig macht und Retter ist: 

Ihm sei Lob, Preis und Ehre.

 

Herr Christ, um deines Namens Ehr 

halt uns in deinem Frieden, 

den  Glauben stärk, die Liebe mehr, 

dein Gnad sei uns beschieden;

gib Hoffnung uns in dieser Zeit,

führ uns zu deiner Herrlichkeit. 

Dir sei Lob, Preis und Ehre! 

 

(Johann Anastasius Freylinghausen).