Der alte Mann und die 5000
Rolf Müller
Eine große Menschenmenge ist dem Herrn Jesus nachgefolgt. Sie kommen aus Neugier und aus Sehnsucht nach etwas Höherem, das sie bei Jesus zu finden hoffen. Sie sind ermüdet und hungrig. Sie sollten nicht umsonst gekommen sein. Der Herr Jesus weiß, was er tun will. Er wendet sich zunächst an Philippus: „Wo kaufen wir Brot?“ Eine Antwort des Glaubens wäre gewesen: „Herr, das weißt du am besten.“ Aber Philippus fängt an zu rechnen. „Es reicht nicht, es ist zu wenig Geld da.“
Der alte Mann kann den Philippus gut verstehen. Auch die übrigen Jünger, die dazu kommen, denken so. Hier in der Einöde gibt es kein Essen für so viele Menschen. Da kommt die überraschende Anweisung des Herrn: „Gebt ihr ihnen zu essen.“
Die Jünger hätten sagen sollen: „Auf dein Wort, Herr, wollen wir ihnen zu essen geben.“ Aber das tun sie nicht. Sie sind ratlos. Der Herr Jesus fragt: „Wie viele Brote habt ihr?“ Andreas erkundigt sich. „Ein Knabe hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische.“ Er misst mit irdischem Maß und setzt hinzu: „Aber was ist das unter so viele?“ Die Jünger erkennen ihre Armut. Sie sehen die Not. Sie sehen nicht auf den Herrn.
Der Herr Jesus lässt sich die Brote bringen. Die Leute setzen sich, als ob der Tisch schon gedeckt wäre. Das geschieht geordnet in Gruppen zu je fünfzig. Jetzt wird sichtbar, wie viele es sind: 5000 Männer, die Frauen und Kinder nicht mit gerechnet. Der Herr Jesus spricht das Tischgebet. Er bricht das Brot und teilt es aus.
Dem alten Mann fällt auf, dass der Herr Jesus das Wunder ganz still und verborgen wirkt. Er lässt das Brot nicht vom Himmel fallen. Er macht keine Steine zu Brot. Er knüpft ganz unauffällig an das Gegebene an.
Hier zeigt sich die Schöpfermacht des Heilandes. Er tut seine milde Hand auf und alle werden satt. Es bleiben sogar noch zwölf Körbe voll Brocken übrig. Die Mahlzeit ist reichlich. Niemand kommt zu kurz. Keiner muss mit leerem Magen den Rückweg antreten.
Die Menschen sind sehr beeindruckt. Sie erinnern sich an Mose. „Das ist der Prophet, der in die Welt kommen soll!“ Das ist unser Mann! Sie wollen ihn zum König ausrufen. Einer, der ihnen so leicht Brot verschaffen kann, der soll ihr König sein.
Sie haben den geistlichen Sinn dieses Zeichens nicht begriffen. Zu einer späteren Zeit erklärt ihnen der Herr Jesus, dass er selber das Brot des Lebens ist. Sie denken nur an die leibliche Nahrung.
Der Herr Jesus entzieht sich ihnen. Er will nicht ihr Brotkönig, ihr Schönwetterheiland sein. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.
„Was hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt und doch Schaden an seiner Seele nimmt?“
Der Herr Jesus zieht sich in die Einsamkeit zurück. Er betet. Er lässt sich von der Begeisterung der Menge nicht beeindrucken. Sein Weg geht durchs Kreuz zur Krone, durch Leiden zur Herrlichkeit.
Nötiger als Brot
und alle guten Gaben
ist, dass wir dich, Herr Christ,
auf unsrer Wegfahrt haben.
Du bist Brot und Wein.
Wer könnte ohn dich leben
und ohn den hellen Schein,
den du der Welt gegeben?
Welt, bedenk es wohl,
was Gott dir gab aus Gnaden,
da Lieb aus Liebe quoll,
geh, Welt, auf Gottes Pfaden.
Denn nötiger als Brot
und alle guten Gaben
ist, dass wir dich, Herr Christ,
auf unsrer Wegfahrt haben.
(Gerhard Fritzsche)