Der alte Mann und das „Wort zum Sonntag“ in der ARD am 6. Mai 2017
Rolf Müller
Mehr zufällig als gewollt hat der alte Mann das „Wort zum Sonntag“ gehört. Es sprach die evangelische Pastorin Annette Behnken über das Thema „Was uns im Innersten zusammenhält“ und sie forderte mehr Respekt und Menschlichkeit.
„Gott sei Dank! Gott sei Dank darf ich frei denken, ich darf normal sein oder schräg, Mainstream oder Paradiesvogel. Ich darf religiös sein oder nicht. Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, freie Entfaltung der Persönlichkeit. Das wunderbare Wort „Freiheit“ steht mehr als einmal in unserem Grundgesetz. Und außerdem Menschenwürde, Gleichheit und Gerechtigkeit. Das Fundament unserer nationalen Identität.“
Der alte Mann freut sich, dass AB mit einem Dank an Gott beginnt. Im weiteren Verlauf ihrer Ausführungen wird allerdings klar, dass das nur eine Floskel ist. Es geht ihr nicht wirklich um Gott, sondern um das politische Grundgesetz. Von einer Pastorin hätte der alte Mann an dieser Stelle einen Hinweis auf die Bibel erwartet.
„Manchmal muss man sich erinnern, wer man eigentlich ist. Am 8. Mai können wir das tun. Uns daran erinnern, wie eine dunkle Zeit zu Ende ging. Tag der Befreiung – der 8. Mai 1945 – Ende des 2. Weltkrieges, Befreiung der Welt vom Terror des Nationalsozialismus. Seitdem gehören die Erfahrungen dieser Zeit zu unserer nationalen Identität. Seitdem gehört der Satz „Nie wieder!“ zu uns. Vier Jahre später ist dann das Grundgesetz in Kraft getreten. Das ist der Boden, auf dem die deutsche Nation steht und lebt, urteilt und handelt. Gleichheit, Gerechtigkeit, Freiheit. Das ist der sichere Boden, auf dem viele Kulturen, Traditionen, Positionen, Stile, Gewohnheiten und Religionen Platz haben. Auch Sie und ich. Vielfalt, die unser Land lebendig macht und kreativ und reich.
Der alte Mann wundert sich, dass eine Pastorin das Grundgesetz für den sicheren Boden hält, auf dem alles steht und lebt. Als Christ achtet der alte Mann auch das Grundgesetz, soweit es der Bibel nicht entgegensteht. Für ihn ist allerdings das Wort Gottes dem Grundgesetz vorgeordnet. Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. Das Grundgesetz kann durch Mehrheitsbeschlüsse geändert werden. Das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit. Der alte Mann ist erstaunt, dass das für AB keine Rolle zu spielen scheint.
„Auf dem sicheren Boden des Grundgesetzes kann jede und jeder nach seiner Fasson selig werden, solange er anderen nicht schadet.“
Der alte Mann findet diese Aussage irreführend. Nach dem Wort Gottes wird keinesfalls jeder „Gutmensch“, der anderen keinen Schaden zufügt, selig. Bei Gott gibt es nur einen Weg, selig zu werden. Das ist der Glaube an den Herrn Jesus Christus. „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ Das ist der sichere Grund im Leben und im Sterben und nicht das politische Grundgesetz. Weiß und glaubt das AB nicht? Dann mag sie sich zwar Pastorin nennen, aber dann ist sie kein Christ.
„Darum ist es unnötig, eine deutsche Leitkultur zu formulieren. Das brauchen wir nicht. Danach zu fragen, mag richtig sein. Wir müssen manches diskutieren, ganz bestimmt. Die Grundlage, auf der das passiert, ist klar. Und stark. Wir müssen uns nur daran erinnern, wer wir sind. Unsere Aufgabe als Kirche ist es, dabei Mahner und Wächter zu sein. Für Menschlichkeit. Für Nächstenliebe. Das ist viel mehr, als „Kitt der Gesellschaft“ zu sein. Wie konnte uns das passieren, dass wir so zahnlos und zahm geworden sind? So ohne Biss und Leidenschaft? Dass wir nur noch als Kitt, als Flickzeug wahrgenommen werden? Wo ist die Schärfe und das Feuer unserer Botschaft?“
AB hat recht. Die Kirche sollte Mahner und Wächter sein. Sie sollte über das Wort Gottes wachen. Sie sollte das Evangelium von Jesus Christus verkündigen. Auch in einer Sendung wie „Das Wort zum Sonntag“. Wenn stattdessen aber nur linksgrüne humanistische Phrasen und Allgemeinplätze in den Mittelpunkt gestellt werden, verwundert es nicht, dass die Kirche als zahnlos und zahm wahrgenommen wird. Schärfe und Feuer der Botschaft kommen aus der Bibel und nicht aus dem Grundgesetz.
„Offenbar müssen auch wir als Christen uns wieder erinnern, wer wir sind. Wir müssen stören, nerven und schreien, wenn bedroht ist, was unsere Gesellschaft im Innersten zusammenhält: Gleichheit, Gerechtigkeit, Freiheit.“
Der alte Mann stimmt mit AB überein, dass sich Christen, vor allem aber auch die Kirche, an ihre Ursprünge erinnern müssen. Wenn wir bedenken, wer wir sind, müssen wir dem Wort Gottes Recht geben. Wir sind allesamt Sünder. Wir sind ohne Jesus Christus verloren. „Gleichheit, Gerechtigkeit und, Brüderlichkeit“ halten unsere Gesellschaft nicht zusammen, auch nicht, wenn das Wort „Brüderlichkeit“ durch das frauengerechtere Wort Freiheit ersetzt wird. Die Menschen sind wegen ihrer Gottlosigkeit nicht in der Lage, ein irdisches Paradies zu gestalten. Die Gottlosigkeit ist die eigentliche Ursache für die Missstände in der Welt. „Gerechtigkeit erhöht ein Volk, aber die Sünde ist der Menschen Verderben“.
„Darum ertrage ich Sätze nur schwer, wie „wir sind nicht Burka“. Weil es fremdenfeindlicher Zündstoff ist. Weil ich burkatragende Frauen nicht als potentielle Kulturgefährderinnen diffamieren möchte. Was ich will, ist Begegnung, Respekt, Menschlichkeit. Also, was uns im Innersten zusammenhält, ist doch klar! Wir müssen uns nur daran erinnern, wer wir sind.“
AB findet es gut, wenn islamische Frauen in Deutschland Burka tragen. Sie will nicht diffamieren. Die Aussage des Innenministers: „Wir sind nicht Burka“, hält sie für einen fremdenfeindlichen Zündstoff. AB will Begegnung, Respekt und Menschlichkeit. Das will der alte Mann auch. Aber er findet es traurig, dass eine Chance, Tausende mit Gottes Wort bekannt zu machen, vertan wurde. In dem Beitrag von AB wurde weder Jesus Christus noch die Bibel erwähnt. Insofern unterschied sich das „Wort zum Sonntag“ kaum von einer Wahlwerbung.
In dem Beitrag gibt es gute und edle Gedanken. Der alte Mann zweifelt nicht daran, dass die Ausführungen von AB gut gemeint sind. Er enthält Sätze, die bestimmt von Vielen gut gefunden werden. Was fehlt, sind Hinweise auf Gottes Wort. Eine Pastorin hat eine Plattform, vermeidet aber, vom Glauben an Jesus zu sprechen. Ihre Rede hätte ebenso ein politisches Bekenntnis sein können. Das findet der alte Mann nicht akzeptabel.
Es deckt sich mit einer Erfahrung, die der alte Mann schon oft machen musste: Bischöfe, führende Theologen, Pfarrer und Pastoren schämen sich, den Namen Jesus auszusprechen. Sie verstecken und verleugnen in bestimmten Situationen das Kreuz. Sie glauben der Bibel nicht und leugnen die in dem Wort Gottes bezeugten Heilstatsachen. Sie setzen sich über die reformatorischen Bekenntnisse hinweg. Damit sind sie zwar für den Gemeindedienst nicht geeignet. Aber in der Öffentlichkeit treten sie umso selbstbewusster auf und bringen ihren Unglauben unter die Leute. Ihr Lohn wird einmal ihren Taten entsprechend ausfallen.