Der alte Mann und das Geheimnis des erfüllten Lebens (Kolosser 2, 9-10)

 

Rolf Müller

 

Wer wünscht sich nicht ein erfülltes Leben? Wahrscheinlich jeder! Aber was versteht man darunter? Der alte Mann hat sehr unterschiedliche Antworten bekommen. Schöne Ferien, ein eigenes Haus, ein modernes Auto, ein problemloses Familienleben, genügend Zeit, Karriere machen, Anerkennung finden, ein gutes finanzielles Polster. Unter einem erfüllten Leben verstehen die meisten die Erfüllung ihrer persönlichen Wünsche und Bedürfnisse. 

 

Der alte Mann weiß, dass äußeres Wohlergehen nicht mit einem erfüllten Leben in Christus verwechselt werden darf. Es geht nicht um einen vollen Geldbeutel, sondern um die Fülle in Christus. Es geht um geistliche Segnungen in der Himmelswelt. 

 

Wenn der alte Mann das Leben des Apostels Paulus nach seiner Bekehrung betrachtet, wird ihm klar, was die Merkmale eines erfüllten Lebens sind. Schöne Ferien kannte Paulus nicht. Dafür wurde er gefangen nach Rom abgeführt. Er hatte kein flottes Auto, ja nicht einmal ein gemütliches Zuhause. Er erlitt dreimal Schiffbruch. Er war auf seinen Reisen den Naturgewalten ausgeliefert.  Auch in seinem   zwischenmenschlichen Bereich war nicht alles Friede und Sonnenschein. Bei Paulis lief alles ganz anders, als er es sich vorgestellt hatte. Er hätte sich ein solches Leben  wohl kaum selber ausgesucht. Er wusste allerdings, dass er um Christi willen leiden würde. 

 

Sieht so wirklich ein erfülltes Leben aus? Paulus hatte keine gute Gesundheit. Auspeitschung, Stockschläge und Steinigung hatten Narben hinterlassen. Auch mit der Anerkennung bei den Menschen war es vorbei. Für die Juden war der Apostel ein lebendes Ärgernis. Die Gelehrten in Athen bezeichneten ihn als Schwätzer. Für die Korinther war er ein farbloser kraftloser Prediger. Sieht so erfülltes Leben aus? 

Alles, was vorher von Bedeutung war, war für Paulus bedeutungslos geworden. Er wollte nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für ihn gestorben und auferstanden ist. Sein Motto hieß: „Christus ist mein Leben, und Sterben mein Gewinn!“ 

 

Der alte Mann erkennt, wie falsch das von manchen Verkündigern gepredigte und propagierte „Wohlstandsevangelium“ ist. Solche Leute sind Irrlehrer, sie stehen nicht auf dem Boden der Bibel. Wirklich erfülltes Leben wird uns durch Selbsterkenntnis und durch Christuserkenntnis  geschenkt. 

Paulus erwartete nichts von sich selbst, sondern alles von Christus. „Was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden geachtet …, ich halte es für Dreck, auf dass ich Christus gewinne.“ (Philipper 3,7-8). Der Apostel hat gelernt, aus der Fülle des Christus zu leben. 

 

Der alte Mann fragt sich, wie es bei ihm steht. Wie ist es bei ihm seit seiner Wiedergeburt weiter gegangen? Hat der Herr Jesus für ihn an Bedeutung gewonnen? Ist die Liebe zu ihm gewachsen? Hat der Herr Jesus im Leben des alten Mannes einen größeren Stellenwert als vor Jahren? 

Es geht nicht um schöne Gefühle. Das Geheimnis eines erfüllten Lebens entdecken wir durch die alles überragende Erkenntnis Christi. Wir sind in Christus gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in der Himmelswelt. Wir sind in Christus zur Fülle gebracht. Wenn wir Christus haben, haben wir alles. Auch ein erfülltes Leben. Dieser Reichtum ist unabhängig vom äußeren Ergehen. Wir Armen dürfen aus seiner Fülle schöpfen. Christus für uns, Christus in uns, Christus durch uns, das ist das Geheimnis eines erfüllten Lebens. 

 

Wir haben einen Felsen,

der unbeweglich steht.

Wir haben eine Wahrheit,

die niemals untergeht.

Wir haben Wehr und Waffen

in jedem Kampf und Streit.

Wir haben eine Wolke

von Gottes Herrlichkeit. 

 

Wir haben eine Zuflucht

in jedem Sturm und Not.

Wir haben einen Reichtum,

der nie zu schwinden droht.

Wir haben eine Gnade,

die alle Morgen neu.

Wir haben ein Erbarmen,

das mächtig ist und treu. 

 

Wir haben hier die Fülle,

seitdem der Heiland kam.

Wir haben dort ein Erbe,

so reich und wundersam.

Wir haben Glück, das leuchtend

und  unbeschreiblich ist.

Wir haben alles, alles

in dir, Herr Jesus Christ. 

 

(Gottlob Lachenmann/Hedwig von Redern).