Der alte Mann und Advent
Rolf Müller
Es ist wieder Dezember. Lichterketten funkeln in den Straßen. Schaufenster sind weihnachtlich dekoriert. In den Kaufhäusern werden endlos Weihnachtslieder abgespielt. Die Kirchen werben für verschiedene Weihnachtskonzerte.
Der alte Mann fragt sich, ob alle Leute wissen, was Advent bedeutet. Erreicht die Botschaft unser Herz und Leben oder blendet die glitzernde Fassade unseren Blick? Sehen wir hinter den vielen Lichterketten noch das Licht der Welt? Advent bedeutet Ankunft. Der ewige Gott meldet sich bei uns an. Diese Ankunft ist für alle Menschen lebenswichtig.
Dem alten Mann fällt auf, dass der zu uns herunter gekommene Gott nicht mit einem Staatsempfang geehrt wird. Es wird kein roter Teppich ausgerollt. Kein Festbankett wird veranstaltet, obwohl der ewige Gott zu Besuch kommt. Er kommt aus Liebe, nicht aus Berechnung. Er kommt nach Bethlehem und nicht nach Jerusalem. Er kommt in einen Stall, nicht in ein Schloss. Er will uns helfen und erlösen.
Diese Botschaft ist auf den Weihnachtsmärkten unserer Zeit kaum zu finden. Nur wenige im Gedränge denken an das Kind in der Krippe. Es ist wie damals. Nur ein paar Hirten und Weise machten sich auf zum Kind. Nur wenige öffneten ihr Herz. Doch diese Wenigen wurden von großer Freude erfüllt.
Advent heißt nicht nur Ankunft, sondern auch Zukunft. Sie kommt in Jesus Christus auf uns zu. Jesus kommt wieder! Nicht verborgen und unerkannt, sondern für alle sichtbar. Er kommt nicht als Kind, sondern als Herr. Dann werden kein Weihnachtsrummel und kein Medienereignis von ihm ablenken. Dann werden alle Blicke nur auf diesen Herrn fallen, den man hier keines Blickes gewürdigt hat. Dann werden alle Irrlichter verblassen. Dann strahlt nur noch ein Licht: Jesus Christus. Dann sind die von der Welt verachteten und geschmähten Christen nicht mehr die ewigen Verlierer, sondern die Gewinner der Weltgeschichte.
Der alte Mann weiß: Die Zukunft gehört Jesus Christus. Sie gehört allen Menschen, die ihr Leben hier und heute bei Jesus Christus festgemacht haben. Ohne Jesus Christus haben wir keine Zukunft. Adventszeit ist geistliche Aufräumungszeit. Da richten wir uns neu aus an diesem einzigartigen Herrn. Da bringen wir unsere unguten alten Sündengeschichten zu ihm unters Kreuz. Da lassen wir uns neu von ihm beschenken. Advent heißt Ankunft. Wir haben Zukunft, weil Jesus Christus auf uns und alle Welt zukommt.
Der alte Mann liest, dass die Zeit der Wiederkunft Jesu eine dunkle Zeit sein wird. „Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker. Aber über dir geht auf der Herr, und die Herrlichkeit des Herrn erscheint über dir.“ Das Licht der Wiederkunft Jesu überwindet alle Finsternis.
Als Jesus in Bethlehem geboren wurde, ging in dieser Welt das Licht an. Als die Hirten an der Krippe standen, ging ihnen ein Licht auf. Dieses Licht scheint immer noch. Niemand muss sich mit der Leere und Dunkelheit in seinem Herzen abfinden. Es soll nicht dunkel bleiben über denen, die in Angst sind. Sein Licht will uns den Weg erhellen, damit wir nach Hause finden. „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die im finsteren Land wohnen, scheint es hell.“
Des ewgen Vaters einig Kind
jetzt man in der Krippen findt,
in unser armes Fleisch und Blut
verkleidet sich das ewig Gut.
Das ewig Licht geht da herein,
gibt der Welt ein neuen Schein;
es leucht wohl mitten in der Nacht
und uns des Lichtes Kinder macht.
Er ist auf Erden kommen arm,
dass er unser sich erbarm
und in dem Himmel mache reich
und seinen lieben Engeln gleich.
Das hat er alles uns getan,
sein groß Lieb zu zeigen an.
Des freu sich alle Christenheit
und dank ihm des in Ewigkeit.
Kyrieleis!
(Martin Luther)