Der alte Mann: Was macht Christsein aus?

Rolf Müller

Viele Christen sind gleichgültig und müde geworden. Sie brennen nicht mehr für Jesus. Ob die Predigt wahr oder falsch ist, interessiert sie nicht. Sie sind zahm geworden. Sie haben Angst, ihre Meinung zu sagen. Sie fürchten sich, ihren Glauben zu bezeugen. Sie fürchten mit (berechtigter) Kritik die brüderliche Liebe zu verletzen. Sie verbrüdern sich lieber mit denen, die die göttliche Inspiration der Bibel leugnen. Sie machen gemeinsame Sache mit denen, die ein anderes Evangelium predigen und sich zu einem anderen Gott bekennen. Sie verhindern damit den Segen Gottes.

Der alte Mann fragt: Was macht biblisches Christentum aus? Wer ist ein Christ? Wenn man in einem christlichen Land geboren ist, ist man dann Christ? Wenn man christlich erzogen wurde, ist man dann Christ? Wenn man ein anständiges Leben führt, ist man dann Christ? Der alte Mann hat viele Menschen kennengelernt, die sich als Christen bezeichnen. Sie haben sich entschieden, Christen zu sein. Sie haben verschiedenes ausprobiert und versuchen es jetzt eben mal mit der Kirche. Andere verlegen das Christsein in den Bereich des Verstandes. Bei ihnen ist alles theoretisch und spielt sich im Denken ab. Wieder andere betrachten das Christsein als Gefühlssache. Sie hatten ein wunderbares Erlebnis und versuchen bewusst, dieses Gefühl immer wieder in sich zu erzeugen. Für andere ist Christsein eine Aufgabe, der man sich stellen muss und die uns das Leben vermiest. Man beneidet die Weltmenschen, die unbekümmert tun, was immer sie wollen. Für sie ist das Christsein bedrückend, eine lästige Pflicht, die keine Freude macht. Man geht widerwillig in den Gottesdienst und hofft, dass er kurz ist. Man möchte so viel wie möglich am Sonntag frei haben. Der alte Mann gibt zu bedenken, dass das alles ein Zerrbild des Christentums ist.

Dem alten Mann wurde versucht, begreiflich zu machen, man könne der Bibel nicht vertrauen. "Man darf die Bibel nicht wörtlich nehmen. Die Bibel ist nicht Gottes Wort, sie enthält Gottes Wort. Das Christentum ist in der Krise. Das Evangelium ist gescheitert, damit kann man keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor locken. Wer trotzdem daran fest hält, ist starr und engstirnig. Schließlich leben wir im 21. Jahrhundert und nicht mehr im Mittelalter. Wir müssen die Bibel der heutigen Zeit anpassen."

Der alte Mann fragt sich, was das für Leute sind, die so reden. Es sind keine Atheisten, sondern christliche Theologen. Sie haben an der Klarheit der Bibel keinen Gefallen. Sie vertreten unklare Behauptungen. Das ist bequem und hat keine Konsequenzen.

Der alte Mann gibt zu bedenken: Wenn sich Menschen gegen Christus entscheiden, tut das seiner Macht keinen Abbruch. Wenn Menschen sagen, wir wollen keinen Glauben, wir wollen keine Bibel, wir wollen keine Sündenvergebung, dann zieht doch nicht Jesus Christus den Kürzeren! Wenn Menschen sagen, das brauchen wir alles nicht, dann wird doch nicht unser Herr scheitern, sondern der Mensch. Wer muss denn ins Gericht, der Herr oder der Mensch? Wer muss sich denn einmal vor dem Thron Gottes verantworten, unser Herr oder wir? Worauf können wir uns denn verlassen, wenn wir Gottes Wort verachten? Wer Gottes Wort verachtet, verachtet Gott. Der irrt blind durchs Leben, der sieht Menschen, als sähe er Bäume. Was Genaues weiß er nicht.

Den alten Mann macht es traurig, dass viele ihre eigenen Ideen mit der geistlichen Wahrheit vermischen, natürliche Vorstellungen mit geistlichen Vorstellungen. Sie glauben mit Maß, also mäßig. Sie lehnen es ab, die Bibel als maßgebend anzuerkennen. Sie verändern die Bibel und passen sie ihren eigenen Ideen an. Die Folge ist: Sie sehen nicht mehr durch. Sie sehen Menschen herumgehen, als sähen sie Bäume. Biblische Lehre befähigt dazu, klar zu sehen und klar zu denken. Das ist auch der Grund, warum die Kirchenväter begannen, die Lehren der Bibel in Glaubens-bekenntnisse zu fassen. Das taten sie nicht aus Spaß. Die Wahrheit musste herausgestellt und geschützt werden. Nichts ist gefährlicher, als wenn man sich weigert, die Dinge richtig zu durchdenken. Das führt zur Unbelehrbarkeit.

In Markus 8 wird die Heilung eines Blinden durch Jesus beschrieben. Als der Blinde gefragt wurde: "Siehst du etwas?", sagte er: "Ich sehe!". Es muss für ihn eine große Versuchung gewesen sein, los zu rennen und der ganzen Welt zu verkünden: "Ich kann sehen!" Das stimmte zwar in gewisser Weise, aber seine Sehkraft war noch nicht vollkommen. Viele Leute behaupten heute, dass sie sehen, obwohl sie noch im Zustand der Verwirrung sind. Wieviel Unheil verursachen solche Leute! Sie beschreiben anderen die Menschen, als wären sie umhergehende Bäume. Wie irreführend ist das! Es sind blinde Blindenleiter. Leute, die selber nicht durchschauen, beschreiben anderen den Weg.

Der alte Mann fragt sich im Blick auf die Bibel: Wie genau sehe ich? Blicke ich durch? Habe ich die Dinge klar erkannt? Sehe ich wirklich oder stochere ich noch im Nebel? Unser Herr hat einen klaren Blick. Er hat Augen wie Feuerflammen. Er kann uns heilen von unserer Blindheit. Er möchte, dass wir klar sehen. Er will uns nicht in einem Zustand des Zweifels und der Unsicherheit lassen. Jesus Christus kam, damit wir scharf sehen. Wir sollen durch ihn den Vater kennenlernen.  Er kam, um uns ewiges Leben zu geben. Wir sollen nicht länger unsichere Christen sein, die sehen und doch nicht sehen. Er will uns die Augen öffnen. Jesus Christus sagt: "Wer mich sieht, der sieht den Vater".

Der alte Mann kann bekennen: Ich sehe! Ich sehe in Jesus Christus alles, was ich brauche, ja noch mehr als das. Und ich weiß, dass ich ihm gehöre. In ihm ist Licht und gar keine Finsternis. Er hat mich aus meiner Finsternis errettet und in sein wunderbares Licht gestellt. Ich weiß, dass mein Erlöser lebt! Niemand kann mich aus seiner Hand reißen.

Wie wird man Christ? Indem man das Wort Gottes hört und liest. Gott schenkt uns durch sein Wort Erkenntnis unserer Verlorenheit und Sündhaftigkeit. Er tut unser Herz auf und  zeigt uns die Rettung durch Jesus Christus. Wir beugen uns  vor ihm, bekennen unsere Schuld und erfahren Vergebung durch Jesus Christus, der am Kreuz für unsere Schuld bezahlt hat. Sein Blut bedeckt unsere Schuld, nicht nur die vergangene, sondern auch die gegenwärtige und zukünftige. Wenn wir unsere Sünde bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns unsere Sünden vergibt und er heilt alle unsere Ungerechtigkeit. Wir erfahren und glauben das Wunder der Gnade Jesu.

 

"In Sünd war ich verloren,

sündlich war all mein Tun,         

nun bin ich neu geboren          

in Christus, Gottes Sohn; 

           

der hat mir Heil erworben            

durch seinen bittern Tod,            

weil er am Kreuz gestorben        

für meine Missetat.

 

All Sünd ist nun vergeben         

und zugedecket fein,                    

darf mich nicht mehr beschämen

vor Gott, dem Herren mein.

        

Ich bin ganz neu geschmücket   

mit einem schönen Kleid,           

gezieret und gesticket                  

mit Heil und G`rechtigkeit.

 

Bartholomäus Helder