Rolf Müller
Der alte Mann ist seit über 60 Jahren Gemeinschaftsmann. Er erinnert sich gern an die Anfänge. Es ging um die Grundlagen des biblischen Glaubens. Es ging um Abgrenzung von weltlichen Anschauungen und Irrlehren. Es ging um die göttliche Autorität der Heiligen Schrift. Es ging um das biblische Evangelium. Auf dieser Grundlage haben sich viele meist „einfache Leute“ bekehrt und sind Nachfolger Jesu geworden. Gemeinschaftschris-ten (Pietisten) wurden als die „Stillen im Lande“ bezeichnet. Sie hatten eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus. Sie lebten und bezeugten den biblischen Glauben.
In der Gegenwart hat sich vieles verändert. Dem alten Mann fällt auf, dass bibeltreue Christen heute mit dem negativ besetzten Begriff „Fundamentalisten“ be-legt werden. Was die Bibel über das Ende der Welt und die Wiederkunft Jesu zu sagen hat, wird heute als sinnbildlich und nicht wirklich abgetan. Gemein-schaftschristen kämpften früher gegen die Auflösung biblischer Wahrheit. Heute wird alles auf-geweicht, es gibt keine absolute Wahrheit. Die Gemeinschafts-christen gehörten früher zur Kirche. Sie wirkten in der Kirche mit, wann und wo es möglich war. Heute ist die Kirche vom Sauerteig der Irrlehre befallen. Das greift mittlerweile auf die Gemeinschaftsbewegung über. Viele Gemeinschaftsleute treten aus Gewissensgründen aus der Kirche aus.
Gemeinschaftsleute lebten früher in Absonderung von der Welt. Heute passt man sich der Welt weitgehend an. Wer sich von weltlichen Anschauungen und Irrlehren abgrenzt, dem wird heute Richtgeist vorgeworfen. Das darf nicht sein. Heute betont man das Positive. Man praktiziert Einheit auf Kosten der Wahrheit. Gemeinschaftsleute gründeten früher ihren Glauben auf die Heilige Schrift. Heute erlebt der alte Mann, dass man offen sein will für andere Fragestellungen. Man zweifelt, ob die Schöpfung tatsächlich in sechs Tagen geschehen sei.
Gemeinschaftsleute hatten sich früher mit Berufung auf die „Berliner Erklärung“ von der Pfingstbewegung abgegrenzt. Heute verbindet man sich mit den Charismatikern und arbeitet auch zunehmend mit der katholischen Kirche zusammen.
Der alte Mann sieht mit Besorgnis, dass heute die Irrtumslosigkeit und die göttliche Inspiration der Bibel in Frage gestellt werden. Das Christentum verlässt den Boden der Schrift. Eine Flut von falschen Lehren dringt in die Gemeinden ein. Der Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig. Geistliche Dämme brechen. Das biblische Evangelium wird verwässert und aufgelöst.
Dem alten Mann fällt auf, dass heute die Bibel zu einer Sammlung menschlicher Geschichten und Begebenheiten abgewertet wird. Gemeinschaftsleute waren sich früher einig, dass die Schöpfung der Welt, die Jungfrauengeburt und die Gottheit Jesu Christi, die Wunder des Herrn, sein Sühnopfer am Kreuz, seine Auferstehung und Himmelfahrt, das ewige Gericht über die Sünder und die ewige Herrlichkeit der Erlösten biblische Tatsachen sind. Das alles wird heute mehr oder weniger offen geleugnet. Der Antichrist lässt grüßen. Der alte Mann fragt sich, ob heutige Gemeinschaftschristen noch eine klare Stellung zur Bibel haben. Viele schließen Kompromisse mit der liberalen Theologie. Nur nicht alles so eng sehen! Nicht richten! Liebe und Einheit sind Pflicht, nicht Kür! Der alte Mann hat in Gesprächen erfahren, dass viele jüngere Gemeinschaftsleute die Grundlagen biblischer Überzeugungen nicht mehr teilen. Der Bibel wird die Autorität abgesprochen. Neues muss her! Man möchte durch eine veränderte Botschaft die modernen Menschen erreichen. Man passt das Evangelium dem Zeitgeist an. Als der alte Mann zum Glauben kam, war der biblische Weg der Heiligung und Kreuzesnachfolge das Ziel und die Glaubensausrichtung. Heute geht es in erster Linie um Wohlfühlen und Spaß haben.
Der alte Mann ist überzeugt, dass echter Glaube keine Anpassung an den Zeitgeist braucht. Das Evangelium ist unveränderlich. Wir müssen wählen, ob wir die biblische Lehre akzeptieren, oder ob wir sie nach unserem Geschmack umbauen. Ist die Bibel in allen Teilen wahr? Oder machen wir den menschlichen Verstand zum Maßstab und damit Gott zum Götzen? Der alte Mann ist seit über 60 Jahren Gemeinschaftsmann. Er muss feststellen, dass sich, seit er zum Glauben kam, vieles verändert hat. Der alte Mann ist dankbar, dass er immer noch mit Paulus sprechen kann: „Ich glaube allem, was geschrieben steht.“