Der alte Mann und Psalm 103.
Rolf Müller.
Den alten Mann erreichen laufend Forderungen, Appelle und Aufrufe. In den Medien wird er fast täglich aufgerufen, etwas zu tun. Für die Umwelt, für das Klima, für erneuerbare Energie. Er wird aufgefordert, zu spenden für Flüchtlinge, für Katastrophenopfer, für das Rote Kreuz und vieles andere. Nicht nur im Profanbereich, auch in der christlichen Gemeinde wird aufgerufen zu Spenden, zu Dankopfern, zum missionari-schen Einsatz, zum Besuchs-dienst. Auch die Bibel kennt Aufrufe, die den ganzen Einsatz verlangen.
Der Psalm 103 ist ein Aufruf besonderer Art. Er fordert zu Lob und Dank auf. Er ist ganz auf Lob und Dank abgestimmt. Passt das in die heutige Zeit, wo meistens geklagt und gejammert wird? Wo jeder nur Forderungen und Wünsche hat? David, der Verfasser des Psalms, hatte auch seine Probleme, aber er hat das Danken nicht verlernt.
Der alte Mann fragt sich oft, ob er noch echt danken kann. Ist sein Dank zu einer Formel erstarrt, ohne Herz und Hingabe? Ist bei ihm so wenig Dank da, weil er zu wenig nachdenkt? Besteht Glück denn nur aus materiellen Dingen? Freuen wir uns nicht mehr über Kleinigkeiten?
Der alte Mann hat überlegt, worüber er sich freuen kann. Und er hat einiges gefunden. Er freut sich über Nahrung und Kleidung, über jeden neuen Tag, den er mit Gottes Hilfe und seiner Kraft bewältigen kann, Er freut sich über einen sonnigen Tag, einen Brief, einen lieben Besuch, über eine Blume, ein buntes Blatt im Herbst, einen wohltuenden Regen, über einen stillen Abend. Am meisten freut er sich über die Liebe Gottes. Ist das nicht ein immerwährender Grund zum Loben?
David richtet den Aufruf zum Loben zunächst an sich selbst. Es ist fast ein Selbstgespräch. Auch der alte Mann braucht Stunden der Besinnung, damit sein Glaubensleben nicht oberflächlich wird. Damit er Gottes Wohltaten nicht allzu schnell vergisst.
Ab Vers 3 beginnt David seinen Dankeskatalog, Das Wichtigste nennt er zuerst: Sündenverge-bung. Das ist auch heute Thema Nummer Eins, dass der Mensch herausfindet aus seiner Finsternis, dass er Vergebung erlangt. Hier beginnt die Erneuerung des Menschen. Wenn die persönliche Sünde verdrängt wird, sucht man die Schuld bei anderen. Christen sind nicht bessere Leute als andere. Sie sind Menschen, die der Herr Jesus Christus erlöst und denen er die Schuld vergeben hat. Das ist der Anfang vom Heilwerden des ganzen Menschen. Das kann sich so äußern, dass Gott ihn aus seiner Not und seinem Leid herausführt. Es kann aber auch sein, dass Gott im Leiden Kraft zum Aushalten und Tragen schenkt. Für Christen ist Leiden immer nur das Vorletzte, nicht das Letzte. Nicht Gott, die Sünde verdirbt unser Leben und richtet es zugrunde. Gott erlöst uns von dem Bösen. Erlösen hat mit Loskaufen zu tun. Wir selber können den Kaufpreis nicht aufbringen. Wir können zu unserem Heil nichts beitragen. Alles tut Gott. Die Gründe werden genannt: Gnade und Barmherzigkeit. Wer dieses Heil erfahren hat, dessen Herz wird fröhlich und jung. Er bekommt Kraft und Gaben von Gott, die er vorher nicht kannte. Sollten wir das je vergessen?
"Lobe den Herrn, meine Seele, und alles, was in mir ist, seinen heiligen Namen! Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat! Der dir alle deine Sünden vergibt und heilt alle deine Gebrechen; der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönt mit Gnade und Barmherzigkeit."