Der alte Mann und die Politik.

 

Rolf Müller.

 

Wir leben in einem Land, das sich vom Christentum abwendet. Der alte Mann hat vierzig Jahre in der ehemaligen DDR gelebt. Die DDR war ein antichristlicher Staat. Bekennende Christen hatten manche Nachteile. Wer Erfolg in der Schule und im Leben  haben wollte, musste in der Pionierorganisation sein, an der sozialistischen Jugendweihe teilnehmen, Mitglied der "Freien Deutschen Jugend" und in der "Deutsch-Sowjetischen Freundschaft" sein. Wer Chancen im beruflichen Fortkommen haben wollte, musste möglichst der "Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands" beitreten. Die SED-Zeitung "Neues Deutschland" gab den Kurs vor, alle anderen Zeitungen zogen nach. Man konnte die politischen Leitartikel wortgleich in allen Presseorganen lesen. Eine abweichende Meinung war nicht erwünscht und konnte eine Bespitzelung durch die "STASI" nach sich ziehen.

 

Der alte Mann kam 1950 zum Glauben an Jesus Christus. Das bedeutete für ihn, keine faulen Kompromisse mit dem sozialistischen Staat zu machen. Das hatte zur Folge: Keine Zulassung zum Studium, keine berufliche Perspektive.

 

Als der Sozialismus 1989 in der DDR zusammenbrach, war das ein Grund zum Danken. Viele Menschen, nicht nur Christen, freuten sich über die gewonnene Freiheit. Das Bibelwort "Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen" bekam eine ganz neue Bedeutung. Es taten sich für Christen viele neue Möglichkeiten auf. Die Euphorie von damals hat sich inzwischen gelegt.

 

Die Gesellschaft ist nicht christlicher geworden, wie manche hofften. Der Abfall von Gott wird immer offensichtlicher. Der Staat liebäugelt mit esoterischen, islamischen und anderen anti-christlichen Ideologien. Auch der Marxismus gewinnt wieder an Bedeutung.

 

Der alte Mann leidet unter dem Zerfall der Gesellschaft. Grenzen lösen sich auf. Die Ehe zwischen Mann und Frau, die Unterschiede des biologischen Geschlechts, der Schutz des ungeborenen Lebens, alles zerfließt. Unrecht wird legalisiert, es gibt keine Eckpunkte mehr.

 

Den alten Mann beunruhigt auch die unkontrollierte massenhafte Zuwanderung von Flüchtlingen. Die Bezeichnung Flüchtlinge sollte richtigerweise durch Wanderer ersetzt werden. Sie fliehen vor Krieg und Verfolgung in ein sicheres Land. Wenn sie in einem sicheren Land angekommen sind, wollen sie aber nicht bleiben. Sie wollen weiter in ein Land ihrer Wahl. Aber in dem Moment sind sie keine Flüchtlinge mehr. Seit wann und mit welchem Recht dürfen Flüchtlinge sich ein bestimmtes Land aussuchen? Warum wollen sie nicht in sicheren Ländern wie Griechenland oder Kroatien bleiben? Sie wollen in Länder weiterziehen, in denen die staatliche Versorgung am besten ist.

 

Der Zustrom Hunderttausender überfordert Politik und Gesellschaft. Da hilft die Behauptung "Wir schaffen das!" nicht weiter. Auch wenn es darum geht, Asylsuchende aufzunehmen, ist neben Herz auch Verstand gefragt. Viele Kommunen sind am Ende ihrer Möglichkeiten. Die Erstaufnahmeeinrichtungen in Berlin machen weltweit Schlagzeilen als Beispiel für Chaos.

 

Ein weiterer kritischer Punkt ist für den alten Mann die Sicherheit in Deutschland. Niemand weiß genau, wer da illegal ins Land kommt oder schon da ist. Die Probleme in manchen Aufnahmestellen lassen nichts Gutes ahnen. Wird es zu Auseinandersetzungen mit der Bevölkerung kommen? Wie lange werden die überforderten ehrenamtlichen Helfer noch durchhalten? Werden die staatlichen Stellen das Chaos in den Griff bekommen? Bedeutet die "Willkommenskultur", dass wir unsere eigene Kultur preisgeben müssen? Müssen wir uns den neu Hinzukommenden anpassen? Wenn unsere Gesellschaft durch die vielen Zuwanderer entscheidend verändert wird, ist das wirklich eine Bereicherung?

 

Der alte Mann sieht auch eine Gefahr darin, dass die Mehrheit der Migranten Muslime sind. Nicht alle sind bereit, sich den rechtsstaatlichen Bedingungen in Deutschland unterzuordnen. Der Islam ist zahlenmäßig eine bedeutende Religion. In Europa leben Millionen von Muslimen. Die Zahl wird noch steigen. Der Islam ist eine schnell wachsende Religion. Er ist von seinem Selbstverständnis her allen anderen Religionen überlegen. Er sieht sich als Religion der Zukunft und des Erfolges. Er greift von seinen Grundlagen her die Fundamente des christlichen Glaubens an. Die Einwanderer bringen ihre Kultur, die zu den Fluchtgründen in ihrer Heimat geführt hat, zu uns. Sie fliehen vor der Wirklichkeit des Islam, bringen aber den Islam mit hierher. Das wird unser Land verändern, aber nicht bereichern.

 

Den alten Mann empört, dass die christlichen Kirchen dem nur wenig entgegenzusetzen haben. Die Verantwortlichen sehen den Islam als eine "wunderbare Religion". Sie besuchen ihre "muslimischen Geschwister"  in der Moschee und unterstützen muslimische Projekte. Sie laden Muslime in den kirchlichen Gottesdienst ein und lassen sie dort Koranverse zitieren. Schließlich glauben wir doch alle an den gleichen Gott. Und es gibt noch eine Gemeinsamkeit: Beide bestreiten die Zuverlässigkeit der Bibel. Alles scheint gleich und gleichwertig zu sein. Das führt dann zu einem geistlichen "Tohuwabohu".

 

Soweit einige Gedanken des alten Mannes zur gegenwärtigen Situation in Deutschland. Der alte Mann gibt zu, dass er kein Politiker ist und nicht alle Zusammenhänge überblickt. Die Gedanken des alten Mannes müssen auch nicht von allen übernommen werden. Jeder darf und soll sich seine eigenen Gedanken machen. Der alte Mann wehrt sich dagegen, wenn man gegen die Bibel, gegen die Christen und gegen die Vernunft argumentiert. Der alte Mann ärgert sich, wenn man vom Islam redet, wie man ihn gern hätte, aber nicht wahrhaben will, wie er ist.

 

Der alte Mann hat am Anfang des Beitrages an seine Vergangenheit erinnert. Er lebt nun schon 65 Jahre als Christ. Er weiß, dass die Bibel eine gewaltige Kraftquelle ist, der man vertrauen kann. Die Erinnerung an den Anfang seines Glaubenslebens gibt dem alten Mann die Gewissheit, dass Gottes Treue bleibt. Er ist dankbar, wenn er bedenkt, wie oft ihm Gott schon in schwierigen Lagen des Lebens geholfen hat. "Siehe, ich bin bei Euch alle Tage!" Er lässt die Seinen nicht allein. Die Verheißungen der Bibel geben Halt und Zuversicht. Darauf kann man sich verlassen. "Die Herren dieser Welt gehen - unser Herr kommt!"

 

 

 

Er mache uns im Glauben kühn        

und in der Liebe reine.                 

Er lasse Herz und Zunge glühn     

zu wecken die Gemeine.              

 

Und ob auch unser Auge nicht    

in seinen Plan mag dringen,         

er führt durch Dunkel uns zum Licht;                                            

lässt Schloss und Riegel springen,                                     

des wolln wir fröhlich singen.

 

Philipp Spitta.