Wie lange, HERR, habe ich gerufen, und du hörst nicht! Ich schreie zu dir: „Gewalttat!“, und du rettest nicht. Warum lässt du mich Unheil sehen und schaust Mühsal an? (Habakuk 1,2.3)

 

Fehlende Gottesfurcht! Sieht Gott das etwa nicht?

 

 

Der Prophet Habakuk ist verzweifelt. Er sieht den gottlosen Lebensstil seiner Landsleute und fragt sich, warum Gott nicht endlich eingreift. Schon lange beobachtet er, wie das Unrecht offen zutage tritt, während echte Gottesfurcht fehlt. Sieht Gott das etwa nicht? – In seiner Not tut Habakuk das Richtige: Er betet weiter zu Gott und fragt Ihn.

 

Jeder, der Gott und seinem Wort gehorchen möchte, kennt solche Fragen. Nicht nur in der Welt gibt es vieles, was im Widerspruch zur Bibel steht, sondern auch bei denen, die sich Christen nennen. In manchen Punkten gibt man sich fromm, in anderen Punkten praktiziert oder fördert man vieles, was die Bibel böse nennt. – Warum reagiert Gott nicht, warum lässt Er anscheinend alles so laufen?

 

Gott gibt seinem Propheten eine zweifache Antwort. Erstens zeigt Er Habakuk, dass Er Gericht üben wird; dieses liegt jedoch noch in der Zukunft (Kap. 2,5-20). Zweitens gibt Gott ihm den wertvollen Hinweis, wie der Gottesfürchtige in der Zwischenzeit eine so schwierige Situation ertragen kann: „Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben“ (Kap. 2,4). –

 

Was wir um uns her mit den Augen wahrnehmen können, gibt uns keine Kraft zum Durchhalten. Diese Kraft findet der gottesfürchtige Mensch nur im Vertrauen auf den lebendigen Gott. Dann nimmt nicht das Böse um uns her unsere Gedanken in Beschlag, sondern das Gute, das wir in Gott selbst finden, erfüllt unsere Herzen. So ändern sich zwar nicht unsere Lebensumstände, wohl aber unsere Blickrichtung.

 

Habakuk versteht: „Ich aber, ich will in dem HERRN frohlocken, will jubeln in dem Gott meines Heils“ (Kap. 3,18). So finden auch wir im Glaubensblick auf den lebendigen Gott die Kraft, uns in Ihm zu freuen, Ihn anzubeten und in unseren Umständen durchzuhalten.

 

aus "Der Herr ist nahe" Kalender - 17.09.2024