Den HERRN will ich preisen allezeit, beständig soll sein Lob in meinem Mund sein. (Psalm 34,2)

 

Das Sonntagskleid

 

Wenn ich früher in den Schulferien meine Groß­eltern auf dem Dorf besuchte, gingen wir sonntags in unserer besten Kleidung zum Gottes­­dienst, etwa zwei Kilometer weit. Bei der Rück­kehr musste man sich vor dem Mittagessen wieder umziehen. Für die Woche begnügte man sich selbstverständlich mit der Alltagskleidung.

 

Fragen wir uns doch einmal: Wie viele Tage in der Woche tragen wir das „Sonntagskleid“? Oder im übertragenen Sinn: An wie vielen Tagen ist es uns ein Anliegen, Gott durch unser Leben zu ehren? – Verlieren wir die Woche über all das aus den Augen, was uns am Sonntag beschäftigt hat? Kein Lob mehr für den Herrn, kein Gebet, kein Bibellesen und kein geistliches Lied? – Wäre dann nicht zu befürchten, dass es sich beim „Sonntagskleid“ nur um eine „Form der Gott­selig­keit“ handelt? (Vgl. 2. Timotheus 3,5). 

 

Wenn wir so leben würden, könnten wir uns selbst und andere über unseren wahren Zustand täuschen. Der Herr aber sieht unser Herz und unser ganzes Leben. Er weiß, ob wir wirklich zu seinen Schafen gehören, die Ihn kennen und Ihm folgen und die niemals verloren gehen. Er sieht, ob unser Herz auch die Woche über für Ihn schlägt. Achten wir darauf, dass wir nicht zu denen gehören, die „vorgeben, Gott zu kennen, ihn aber in den Werken verleugnen“! (Johannes 10,27.28; Titus 1,16). 

 

Im übertragenen Sinn sollten wir also jeden Tag „das Sonntagskleid“ tragen, in aller Aufrichtigkeit vor Gott und Menschen. Dabei werden wir darauf achten, dass dieses gute „Kleid“ nicht beschmutzt wird – nicht befleckt durch unsere unvermeidlichen Kontakte mit der Welt oder durch Unreines, was in unseren eigenen Herzen aufkommen könnte.

 

aus "Der Herr ist nahe - Kalender" 09.09.2023