Alfred Christlieb

aus "Deine Zeugnisse - mein ewiges Erbe"

Als Petrus sich besann, kam er vor das Haus der Maria, wo viele beieinander waren und beteten. Apg. 12, 12

 

Von was wird dein Herz angezogen?

 

Bei den nun folgenden Begebenheiten treten Petrus, die Magd Rhode und die im Haus der Maria versammelten Christen vor unsere Augen. Wir verweilen zuerst bei Petrus. Wir begleiten ihn im Geist bis zu dem Haus Marias, der Mutter des Evangelisten Markus. Der Besuch des Petrus in diesem Haus

war keineswegs etwas Selbstverständliches. Wenn wir uns in die Lage des Petrus versetzen, müssen wir zugeben: Jeder Zeitverlust konnte für seine Rettung verhängnisvoll werden. Wie leicht konnten die Soldaten im Gefängnis aufwachen und alles aufbieten, den entwichenen Gefangenen wieder in ihre

Gewalt zurückzubringen. Je schneller er Jerusalem verließ und einen sicheren Zufluchtsort erreichte, um so besser. Petrus aber besuchte zuerst die Versammlung der Christen. -

 

Wenn jemals einer hätte sagen dürfen: "Ich habe keine Zeit, die Versammlung der Gläubigen aufzusuchen", dann ist es Petrus gewesen in dieser Nacht, wo jede Verzögerung der Flucht ihn das Leben hätte kosten können. Aber es war dem Petrus innerlich unmöglich, an dem Haus der Maria und der Versammlung der Gläubigen vorüberzugehen. Er wusste ja, welche Sorge diese treuen Menschen um ihn und die Rettung seines Lebens hatten. Sein Herz trieb ihn unwiderstehlich zu ihnen hin, um ihnen das Geschehene mitzuteilen. -

 

Der innere Zustand eines Menschen ist weithin daran zu erkennen, welche Orte und welche Gesellschaften sein Herz anziehen. Der eine kann nicht vorbeigehen an den Stätten, wo Sinnenlust und Weltfreude ihr Wesen treiben. Der andere wird angezogen von den Zusammenkünften, wo Jünger Jesu sich zum Gebet und zur Betrachtung des Wortes Gottes vereinigen. Straft nicht das Verhalten des Petrus, der sich trotz der gefahrvollen Stunde die Zeit nimmt, den Kreis der versammelten Jesusjünger aufzusuchen, manchen lau gewordenen Christen, der solchen Versammlungen gleichgültig fernbleibt?

 

Andacht zum 19. Oktober