Alfred Christlieb
aus "Deine Zeugnisse - mein ewiges Erbe"
Einst wird Rechenschaft gefordert!
Herodes ließ die Hüter wegführen. Apg. 12, 19
Bevor die Hüter der ungerechten Bestrafung durch Herodes verfielen, ließ Gott sie einen Mann schauen, der eine ungerechte Behandlung mit Ruhe und Frieden ertrug. Sie ahnten nicht, dass sie selbst bald in eine ähnliche Lage kommen würden wie dieser Gefangene! Wie anders hätten sie
sonst die kostbaren Stunden der Gemeinschaft mit diesem Mann ausgenutzt! Petrus besaß ja alles, was die Hüter für die so nah bevorstehende Todesstunde hätten brauchen können.
Ob einer dieser Soldaten ähnliches erlebt hat, wie die Wachmannschaften des Paulus in Rom, von denen viele gläubig geworden sind? (Phil. 1, 13; 4, 22.) Ob ein anderer mit höhnischen Bemerkungen das Los der Gefangenen noch zu erschweren versucht hat, wie Paulus Phil. 1, 16 ähnliches berichtet?
Gar oft erkennt die Welt nicht die "Zeit ihrer Heimsuchung" (Luk. 19, 41 f.; Matth. 23, 37). Wohl uns, wenn wir die Gelegenheiten ausnutzen, die Gott uns in solcher Lage durch den Austausch mit wahren Gottesmenschen bietet! -
Lasst uns wohl zusehen, dass der Schrecken jener Hüter einst nicht über uns kommt! -
Dem römischen Wachkommando war vom König Herodes ein Mann anvertraut, für dessen Verwahrung sie persönlich haftbar waren. Furchtbar war der Augenblick, als er von ihnen zurückgefordert wurde und sie gestehen mussten, dass er ihnen entwichen sei. -
Der Schrecken dieser Stunde sei uns ein Sinnbild für den größeren Schrecken in der Ewigkeit, wenn von uns Rechenschaft gefordert wird für die Seelen, die uns anvertraut waren. Wehe uns, wenn wir dieselben dann vernachlässigt oder verloren haben! War der gerechtfertigte Zorn jenes menschlichen Herrschers über die von ihm schuldig befundenen Hüter schon so schrecklich, wie wird dann erst der gerechte Zorn des himmlischen Königs entbrennen über die, welche in Gleichgültigkeit oder Leichtsinn ihre Wächterpflicht vernachlässigt oder ganz versäumt haben! -
Lasst uns in heiligem Ernst der Stunde gedenken, in der Gott von unserer Hand die uns anvertrauten Seelen fordert (Hesek. 3,17 ff.).
Andacht zum 25. Oktober