Verirrungen, wer sieht sie ein? Von verborgenen Sünden reinige mich! Auch von übermütigen (Sünden) halte deinen Knecht zurück; lass sie mich nicht beherrschen!
Psalm 19,13.14
Wahrscheinlich sehe ich vertrauenswürdig aus, denn die Frau, die mir im Zug gegenübersitzt, erzählt mir aus ihrem Leben. Und
über den Grund ihrer Reise.
Sie fährt zu ihrer Tochter und will ihr endlich etwas beichten. Ursprünglich kommt sie aus P. und dort ist man, wie sie mir
mehrmals versichert, mit sich selbst im Reinen. Dann erzählt sie von ihrer Tochter, als diese noch klein war. Und von dem Kanarienvogel, den sie als Mutter nicht ausstehen konnte, und
wie sie eines Tages, als die Tochter in der Schule war, die Terrassentür offenstehen ließ. Doch der Vogel wollte nicht wegfliegen, sondern flog immer weiter im Wohnzimmer herum. Da
nahm sie einen Tennisschläger und zielte nur einmal ganz kurz in seine Richtung. Und plötzlich lag das Tier tot auf dem Boden. Ihre Tochter war untröstlich. Der Vogel wurde im Garten
beerdigt, bekam sogar einen kleinen Grabstein.
Die Frau hat zu Ende erzählt. Jetzt lehnt sie sich zurück und sagt: „Meine Tochter holt mich gleich am Bahnhof ab. Wir werden
allein sein. Ich werde es ihr jetzt endlich beichten. Mein Leben ist ja geordnet, ich habe nichts zu verstecken, wissen Sie, ich komme ja aus P., da ist man mit sich selbst im
Reinen.“
Vielleicht sind Sie auch mit sich und ihrem Leben im Reinen. Doch entscheidend ist, ob Sie mit Gott im Reinen sind, ob vor Ihm alles geklärt ist. König David war sich damals bewusst, dass es in seinem Leben manche Sünden („Verirrungen“) gab, weil
er im Eigenwillen gehandelt und so gegen Gottes Gebote verstoßen hatte. Einige davon hatte er unbewusst („verborgene“) begangen,
andere dagegen bewusst und sogar vermessen („übermütige“). Wie ehrlich ist David gegenüber sich selbst und gegenüber Gott!
(aus "Gute Saat" Kalender - 13.06.2023)