Zupackendes Erbarmen
Jes.63,9: Der Herr erlöste sie, weil er sie liebte und Erbarmen mit ihnen hatte. Er nahm sie auf und trug sie allezeit von alters her.
Mt.20,30: Und siehe, zwei Blinde saßen am Wege, und als sie hörten, daß Jesus vorüberging, schrien sie und sprachen: Ach, Herr, du Sohn Davids, erbarme dich unser!
Gottes Erbarmen geht immer von ihm selbst aus, weil das Gottes Wesen ist. Ob die Blinden das wussten? Es ist ja nirgendwo sonst so prägnant dargelegt wie in Jesus Christus, in dem Gottes Erbarmen den Himmelsthron verlässt.
Der 2. Teil des Buches Jesaja ist davon durchzogen, daß Gottes Erbarmen die Triebkraft seines Handelns ist. Zunächst musste das Volk der Juden erkennen, daß schon die babylonische Gefangenschaft Erbarmen Gottes war. Sein Gericht ist sowas wie der Affengriff für Windows-User: Wenn das System sich aufgehängt hat, hilft eben nur ein Neustart. Dann sollen sie erkennen, daß Gottes Erbarmen sie wieder herstellt und in die Freiheit führt. Dazu benutzt Gott den Perser-König Kyrus. Der hat aber weder mit Gott zu tun, noch haben die Juden irgendwas gegen ihn in der Hand. Daß sie freikommen ist also völlig unzweideutig souveränes Erbarmungshandeln Gottes.
Gott kann nicht aus seiner Haut; bei ihm nennt man das allerdings Heiligkeit. Das ist die Garantie dafür, daß er tut, was er „von alters her“ getan hat: Der erlöst hat, erlöst; der aufgenommen hat, nimmt auf; der getragen hat, trägt. Wie kann ich mich darauf verlassen? Weil sein Herz so ist, weil er liebt und Erbarmen hat. Gerade Jesaja bringt es ja auf den Tisch, daß Gottes Volk ein Total-Ausfall war. Außer Erbärmlichkeit findet Gott da nichts, und genau die schreibt er sich als Spickzettel in seine Hände (Jes.49).
Mit der Anrede „Sohn Davids“ bekennen die Blinden, daß in Jesus Christus Gottes „Heiland“ vor ihnen steht. Er hat die Macht, das verheißene Handeln Gottes wahrzumachen. Und bevor das zu Macht-Handeln wird, wird es lt. Prophetie erst zu Erbarmungshandeln. Als Johannes fragen lässt, ob Jesus wirklich der Christus ist, bekommt er die Antwort: Kuck hin, wie ich mit denen umgehe, die Gottes Erbarmen brauchen. Am Erbarmen ist der Christus Gottes also zu erkennen.
Das Handeln Jesu ist nicht da, wo es mit Pauken und Trompeten zugeht, sondern da, wo ein
Menschenleben vom Erbarmen Gottes durchzogen wird. Dieses Erbarmen handelt an den Blinden und an den Zöllnern von Jericho. Es holt die einen aus dem Dunkel, die anderen aus der Ferne und bringt sie zu Jesus. Aber nicht das Sehen, nicht die soziale Akzeptanz ist das Ziel des Erbarmens, sondern die Gemeinschaft mit Jesus.
Durch sie bekommt ein Leben den Stempel „heil geworden“.
Gedanken und Auslegung von Bruder Jens Döhling 02.03.2025