„Fackeln im Sturm“
Spr.10,12: Haß erregt Hader, aber Liebe deckt alle Übertretungen zu.
1.Joh.4,10-11: Darin besteht die Liebe: Nicht, daß wir Gott geliebt haben, sondern daß er uns geliebt hat und gesandt hat seinen Sohn zur Versöhnung für unsere Sünden. Hat uns Gott so geliebt, so sollen wir uns auch untereinander lieben.
Die Buchvorlage dieser Fernseh-Serie über den amerikanischen Bürgerkrieg trägt eigentlich den Titel „Die Erben Kains“. Das gegenseitige Abschlachten der feindlichen Brüder entzündete sich bekanntlich an der absurden Frage: Haben Schwarze ebenfalls von Gott gegebene Menschenrechte? Wohl gemerkt: Diese Frage wurde von Leuten diskutiert, die sich selbst für Christen hielten. Diese selbstgemachte Christlichkeit verhinderte nicht den Hass; sie beförderte ihn und steigerte den Hader.
Es ist ja nicht mehr diese Frage, aber ist ähnlich blühender Unsinn aus selbstgemachter Christlichkeit nebst all seinen Folgen wirklich so weit weg, wie er sein müsste? Bei mir nicht. Deswegen brauche ich Christi leeres Grab, in das ich meinen Dreck reinschaufeln, und aus dem ich die „Kraft seiner Auferstehung“ nehmen kann.
In den Ausführungen des Johannes liegt eine der Grundlagen christlicher Ethik. Wie wir als Christen leben, muss naturgemäß aus der Beziehung zu Jesus Christus kommen. Als ehemaligem „Donnersohn“, der mit seinem Bruder Jakobus zusammen Pech und Schwefel auf Samaria herabbeten wollte, ist ihm der Lebenswandel in der Ausrichtung Vater>Sohn>Christ sehr wichtig. Allerdings kann dann auch die Frage, wie der Begriff Liebe zu füllen ist, nicht aus dieser Beziehung gelöst werden.
Der zu Liebende ist der Empfänger, nicht der Maßstab; das bleibt der heilige Gott. Die
Liebe kann auch nicht ihr eigener Maßstab sein, wie heute gerne behauptet wird. Ein solches
Verständnis von Liebe wäre der Versuch einer Autonomie, die der Mensch nicht bewältigen kann und die früher oder später den „Menschen der Gesetzlosigkeit“ hervorbringen würde.
In derselben Weise und wohl auch mit demselben Spagat zwischen Liebe zur Wahrheit und Liebe zum Menschen führt Johannes die Grundlagen für Mission und Evangelisation aus: Gott hat uns zuerst geliebt.
Was ergibt sich daraus? Vor dem Evangelium muss zu Fall kommen, was ihm widerstrebt, aber in welcher Weise? Klarheit und Wahrheit bleiben natürlich unverzichtbar. Aber Johannes formuliert im Prolog zu seinem Evangelium einen ganz erstaunlichen Zusammenhang: „Die
Gnade und Wahrheit sind durch Jesus Christus geworden“.
Die Brücke zwischen Gnade und Wahrheit ist die Liebe, und die hat die Form eines Kreuzes.
Über diese Brücke führt die Wahrheit zur Gnade, und über diese Brücke bleibt die Gnade mit der Wahrheit verbunden.
Gedanken und Auslegung von Bruder Jens Döhling 11.1.2025
02-Doehling_Fackeln im Sturm (12.1.2025)