Durchhalten!“

 

Ps.30,7.8: Ich sprach, als es mir gut ging: Ich werde nimmermehr wanken. Aber als du dein Antlitz verbargst, erschrak ich.

 

Joh.16,22: Ihr habt nun Traurigkeit. Aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und die Freude soll niemand von euch nehmen.

 

Ein ganz schöner Höhenflug, den David da beschreibt. Gott ist allerdings nicht verpflichtet, das beizubehalten. Und was dann?

 

Wir können auf dem Glaubensweg natürlich gute Erfahrungen machen. Sie fördern ja die Ehre und das Lob Gottes. Sie schaffen auch Freude daran, mit Gott unterwegs zu sein. Wir dürfen sie aber nie zur Grundlage oder zum Maß unseres Glaubens machen. Wer die Erfahrung zum Maß des Glaubens macht, leugnet, daß Gott Wüstenzeiten benutzt, um unseren Glauben reifen zu lassen. Wer die Erfahrung zur Grundlage seines Glaubens macht, ist aber in echter Lebensgefahr. Wenn Gott beschließt, mich zu lehren, daß Jesus Christus allein das Fundament meines Glaubens sein muss, und mir dafür die Erfahrungen wegnimmt, dann befinde ich mich im freien Fall. Dann kann ich nur hoffen, daß ich in die Gnade falle, die mich auf dieses Fundament bauen will.

 

David saß auf der Flucht vor Saul ewig und drei Tage in der Wüste fest, konnte dabei aber Gott frei loben, weil Gottes Angesicht ihm zugewandt war. Aber als Gott dann aus irgendeinem Grund seine Hoheit an sich nimmt, ist Davids Sicherheit (- oder Selbstsicherheit? -) ganz schnell flöten. Was bleibt dann noch außer Schrecken?

 

Die Alte Kirche hatte den seelsorglichen Leitspruch „teneo, quia teneor“ – Ich halte, weil ich gehalten werde. Und das Gehalten-werden ist unabhängig von meinem Halten. Es ist ausschließlich abhängig davon, daß ich ein teuer erkauftes Eigentum Jesu Christi bin.

 

Das ist auch der Grundton der Abschiedsrede Jesu: Ja, ihr seid traurig, weil ich weggehe. Aber: 1. Ich lasse euch nicht als Waisen zurück, sondern ich sende euch meinen Geist, oder besser noch: „Mein Vater und ich werden kommen und Wohnung bei euch nehmen“.

Und 2.: Mit meinem Eigentum geschieht genau das, was ich will. Ich will euch wiedersehen in der ewigen Herrlichkeit. Bei diesem Wiedersehen wird euch eine Freude erfüllen, die ihr euch jetzt noch gar nicht vorstellen könnt.  Und diese Freude wird euch eine ganze Ewigkeit lang tragen.

 

Und was ist bis dahin, nur die Traurigkeit? Nein: „teneo, quia teneor“ – Ich halte (durch), weil ich (durch)gehalten werde. Es ist ja ziemlich egal, wo man in dieser Welt hinkuckt; was man sieht, ist  Schrecken. Hier wird das „Durch“-halten ganz plastisch: Jesus ergreift die, die ihm gehören, durch den Schrecken hindurch und hält sie. Die starke Hand des Letzten greift durch das Vorletzte hindurch und hält fest (- frei nach Bonhoeffer).

 

Lasst uns das „Immer fröhlich, immer fröhlich, alle Tage Sonnenschein“ durch ein gesundes „teneo, quia teneor“ ersetzen, damit wir fest werden!

 

 

Gedanken und Auslegung von Bruder Jens Döhling 16.3.2025

 

pdf9 10-Doehling_Durchhalten (16.3.2025)