Die Kraft im Samen
Hes.3,10: Du Menschenkind, alle meine Worte, die ich dir sage, die fasse mit dem Herzen und nimm sie zu Ohren!
Mt.13,23: Bei dem aber auf gutes Land gesät ist, das ist, der das Wort hört und versteht und dann auch Frucht bringt.
Es gehört zu den bemerkenswertesten Erfindungen Gottes in seiner Schöpfung, daß er die Kraft, eine Eiche zu werden, vollständig in die Eichel gelegt hat. Er hat das ganze Potential für leckere Kirschen in den Kirschkern gelegt. Er hat das unfassbare Wunder eines perfekten Menschen in Ei- und Samenzelle gelegt. Günther Hopp sagte: „Für die Evolutionslehre bin ich nicht religiös genug“.
Alles, was dafür nötig war, steckte in Gottes „Es werde!“, und genauso steckt alles, was für ein Leben aus und mit Gott nötig ist, in seinem Wort. Dieses Wort hat die Vollmacht zu tun, was Gott will (Jes.55), es hat die Vollmacht, aus dem Tod ins Leben zu rufen (Joh.11), und es ist Gottes Kraft in meinem Leben (1.Kor.1). Uns Freikirchlern (im weitesten Sinne) stand es sicherlich gut an, zu dem reformatorischen Urvertrauen in die Kraft des Wortes Gottes zurückzukehren.
Wir haben neulich die Kurzversion eines der Siegerländer Gründungsmythen gelesen, die Geschichte von August Philipp (Ohm) Michel. In dem Mann war die Kraft, Gitterstäbe aus dem Fenster zu brechen und sie anschließend zu Steigeisen für die Gefängnismauer zu verbiegen. Aber Kraft, von der er und später viele andere leben konnten, kam erst aus der Stille vor Gott und dem Studium seines Wortes. Unsere Kinder hat diese Geschichte beeindruckt.
Das Leben aus dieser Saat wächst und wird ein großer Baum (Lk.13; 2Kor 5). Und an diesem Baum wächst Frucht, von der wir und andere leben können. Jesus schildert diese Saat als selbstwachsend. Aber ist das nicht ein zu großes Risiko? Ist dann die Saat nicht zu sehr den Unbilden des Lebens ausgesetzt? Für Jesus ist diese selbstwachsende Saat kein Risiko, weil er derselbe ist, der gesagt hat: „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, …“ (1Mo 8).
Das Wort vom Kreuz ist die Gotteskraft, die in der Lage ist, neue Menschen zu schaffen. Dieses Wort ruft aus dem Tod ins Leben, und dieses Leben breitet sich in der Kraft des Heiligen Geistes im neuen Menschen aus. Zu Herzen und zu Ohren nehmen muss ich es. Durch sonstige externe oder interne Methoden trage ich aber wieder nur meinen Tod bei. Die Saat ist selbstwachsend! Die Saat stellt zwar Ansprüche und fordert Verantwortung, aber nur im Bereich der Aufnahme (Weg, Fels, Dornen), nicht im Bereich der Frucht. Es gehört zur Vertrauenswürdigkeit der Saat, daß sie dieselbe Heiligkeit besitzt wie der Sämann: „Er spricht, und es geschieht. Er gebietet, und es steht da“ (Ps.33,9). Zweifeln heißt nun: Der Feind darf mir Krafträuber zwischen Gottes Power-Food säen.
Die Zweifel widerlegen ist natürlich gut, aber bei weitem nicht so sinnvoll wie vertrauen und den Sämann für sich streiten lassen.
Gedanken und Auslegung von Bruder Jens Döhling 09.02.2025