Der Gott des Gegenteils
( 13.10.2024 )
1.Mo.50,20: Josef sprach zu seinen Brüdern: Ihr gedachtet, es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte, es gut zu machen.
Lk.6,27-28: Liebet eure Feinde! Tut wohl denen, die euch hassen! Segnet, die euch verfluchen! Bittet für die, die euch beleidigen!
Kennt ihr das, daß „Brüder“ manchmal das Gegenteil dessen tun, was man von Brüdern erwarten würde? Wir Christen definieren das immer weg, weil es das unter Christen angeblich nicht gibt. Und den Rest ersäufen wir in Harmonie-Soße. Doch, das gibt es, und die Bibel redet offen davon.
Sie redet aber auch davon, wie Gott damit umgeht. Hier scheint mir dasselbe zu gelten, was für uns Christen auch in der Welt allgemein gilt: Gott schützt nicht immer „davor“, aber er schützt immer „darin“. Inwieweit Jesus Christus seinen Schafen ein guter Hirte ist, ist niemals abhängig von äußeren Umständen. Gottes Ziele bestimmen Gottes Handeln, und für seine Ziele gilt: Was kümmert es die deutsche Eiche, wenn sich eine Wildsau dran schubbert!
Die 20 Jahre Berg-und-Tal-Bahn, die Gott Josef zumutet, waren wohl kaum vergnügungssteuerpflichtig. Aber in allem, gerade auch in den Tiefen, waren sie 20 Jahre Gottes, denn Josef war ein Mensch in der Hand Gottes. Hat Jesus dich durch Bekehrung und Wiedergeburt auch zu einem Menschen in der Hand Gottes gemacht? Dann darfst du auch in allem nach den Gedanken Gottes über dich suchen, und diese bestehen v.a. in Frieden, Zukunft und Hoffnung.
Nun gibt es eine schwierige Aufgabe für diejenigen, die der Gott des Gegenteils durch seinen Geist zu „neuen Kreaturen“ wiedergeboren hat. Sie sollen durch die Kraft dieses Geistes daran teilnehmen, daß ihr Herr Jesus Christus mit ihnen das Gegenteil dessen verwirklichen will, was in der Welt der Sünde normal ist. An dieser Stelle bin ich als natürlicher Mensch der Max Mustermann der Welt Normalität, und wenn ich die Kraft der Auferstehung Jesu Christi nicht habe, habe ich gar nichts. In Tabor hieß das: „Bruder, du musst Sterben lernen“. Und ich kann bestätigen, daß man dort nichts unversucht gelassen hat, mir dieses Sterben beizubringen. Aber „das Biest kann schwimmen“.
Wir begegnen Josef zu einem Zeitpunkt, an dem er gelernt hatte, die Dinge seines Lebens im Lichte Gottes zu sehen. Die Schule, durch die er gehen musste, verschweigt Gottes Wort aber auch nicht. Gott kennenlernen in seinem Handeln an uns, Jesus Christus ähnlicher werden geht immer nur in dem Maße, in dem wir selbst mit allem, was wir sind und tun, in Christi Grab sinken. Aber auch hier haben wir mit schlafwandlerischer Sicherheit einen Weg gefunden, unser Ich fromm verkleidet über die Runden zu retten, indem wir da irgendwie mitwirken wollen. Wir wirken aber weder an unserem Sterben noch an unserer Heiligung mit, weil wir tot sind. Der Herr des Lebens wirkt durch den Geist des Lebens alles. Deswegen unterscheidet Gal 5 zwischen der „Frucht des Geistes“, die wachsen muß, und den „Werken des Fleisches“, die ich tun kann.
Ich finde mich in Lebenssituationen wieder, in denen ich die Wahl habe, nach der Normalität dieser Welt zu handeln, oder mich selbst zu verleugnen. Da Gott auch in solchen Situationen weiß, „was für ein Gebilde ich bin“, darf ich mich immer dem Wirken seines Geistes anvertrauen und Jesus bitten, mir die Augen für sein Handeln zu öffnen.
Gedanken und Auslegung von Bruder Jens Döhling 13.10.2024